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Tag 7 – Tadoussac Walsafari
Heute gibt es Wale. Hoffentlich. Wir sind überpünktlich am Anleger und genießen den sonnigen Morgen auf einer Bank. Zwei spanische Reisegruppen nehmen ebenfalls an der Safari teil. Mui bien!
Wir legen pünktlich ab und fahren zunächst stromabwärts. Der Guide erzählt auf französisch und englisch. Blauwale kommen erst gegen August – schade. Aber auf dem Weg zurück sind dann plötzlich Belugas auf 12 Uhr direkt vor uns. Gut, dass ich doch mein 600 mm Objektiv eingepackt habe. Selbst damit ist alles noch recht klein. Zwei Beluga-Mütter mit ihren noch grauen Kälbern kreuzen vor uns. Es gelingen ein paar gute Fotos von den Fluken beim Abtauchen. Wir fahren noch in den Fjord rein und sehen mehrmals einige Belugas. Aber die Fluken sehen wir nicht mehr.
Immerhin sind es Belugas geworden und wir sind nicht leer ausgegangen. Gut auch, dass wir T-Shirt, Kapuzenpulli und Fleecejacke unter der normalen Jacke an hatten. Es war richtig kalt. Die Deppen mit kurzer Hose hockten halt drinnen und sahen nichts.
Schon bei Buchung der Walsafari sollte man sich grundsätzliche Gedanken über die Art der Safari machen. Will ich den Walen so nah wie möglich sein oder möchte ich hauptsächlich Fotos schießen? Möchte ich eine ruhige Tour oder will ich in orangenen Ganzkörperanzügen auf einem Zodiac sitzen und möglicherweise nass werden?
AML Cruises bietet sowohl das Eine als auch das Andere. Eine Tour auf einem Schiff mit verschiedenen Plattformen und Beobachtungsterrassen oder eben ein Zodiac. Die Preise liegen zumindest im Grundangebot bei rund 110 kanadischen Dollar. Auf dem Schiff kann man noch exklusive Zugänge und Champagner buchen – das war aber nichts für uns. Wir wollten Wale sehen und nicht trinken. Gebucht hatten wir dann übrigens schon in Deutschland über Getyourguide, da dort eine Stornierung bis 24 Stunden vorher kostenlos war. Die Fahrt dauerte rund 3 Stunden.
Nach der Walsafari ging es erstmal ins Motel zurück, um die warmen Klamotten loszuwerden – den dicken Kram gegen ein kurzes Hemd getauscht und ab ging es wieder über den Fjord mit der kostenlosen Fähre. Eine Brücke kann man da nicht bauen, weil es zu tief ist, um halbwegs bezahlbare Stützen zu bauen. Im nächsten Ort – rund 17 km entfernt – gibt es einen Supermarkt, der auch Sonntag offen hat. Wir fahren durch spektakuläre Landschaft. Elche und Bären sieht man leider nur auf den Warnschildern. Wir kaufen Wein, Kräcker und Käse für den Abend und ein Sandwich und Wrap für gleich am Strand von Tadoussac.
Der Strand ist natürlich keiner – es sind Felsen wie in den Schären vor Oslo oder Stockholm. Dort sitzen wir lange in der Sonne, genießen die gekauften Snacks und halten nach Belugas Ausschau. Ein Traum! Es ist einer der Tage, die man für immer behält. Gegen Ende der gebuchten Parkzeit am Hafen machen wir uns auf den Weg, um den Walbeobachtungspunkt gegenüber am Fjord zu besuchen. Ein letztes Mal die Gratisfähre und dann haben wir wieder Glück. Der Walposten hat zu. Glück ist das deshalb, weil wir wieder nichts bezahlen müssen. Rein kann man trotzdem. Und wir haben erneut Glück und sehen Belugas vom Ufer aus. Die weißen, wie Eisberge auftauchenden Körper erkennt man weithin. Leider sind sie arg weit weg, um gescheite Fotos zu machen. Dafür schwimmt mal eine Robbe direkt vor uns vorbei. Aber wer rechnet denn mit sowas. Ein Schnappschuss – mehr war es nicht.
In der Abendsonne brechen wir auf ins Motel. Dort lassen wir bei Käse und Kräcker den bisher besten Tag ausklingen.
Tag 8 – Aufbruch nach Montreal
Wir schlafen tatsächlich lange. Also bis 07:10 – zwei Stunden länger als sonst. Jetlag ade. Einpacken, dazu einen leckeren Keurig Kaffee mit den gestern selbst gekauften Kapseln. Die kosteten im Supermarkt 12 Dollar für 12 und nicht wie im Motel 6,- für 2. Jedenfalls brechen wir dann gegen 9 Uhr auf. Schade eigentlich. Den Ort haben wir wirklich gern gehabt – vor allem die Natur rundherum. Heute wartet dann wieder der komplette Kontrast – Montreal. Bis dahin sind es wieder rund 6 Stunden Fahrt. Bei strahlendem Sonnenschein geht es los. Zunächst bis hinter Quebec auf altbekannten Pfaden und dann Richtung Montreal wieder auf dem Trans Canada Highway. Zwischendurch halten wir an ruhigen Seen und genießen Kanada, wie man es sich vorstellt. Es hat auch ein bisschen was von Skandinavien, nur in XXL. Immer mehr wissen wir den großen Geländewagen zu schätzen. Die Straßen sind doch holperig. Selbst die Highways. Mittag gibt es wieder irgendwo bei Tim Hortens. Diesmal war die ältere Dame sehr bemüht, unser saumäßiges Französisch und das etwas bessere Englisch zu verstehen. Sehr nett.
Unser Holiday Inn Hotel im Montreal Longueuil erreichen wir kurz nach 15 Uhr. Kostenloser Parkplatz und netter Service sowie super Zimmer – das sind zwei Nummer größer und besser als das Holiday Inn in an der Dixon Road 907 in Toronto. Es hat sich zudem als vorteilhaft erwiesen, Zimmer mit zwei Queensize Betten zu buchen. Da hat man eine Menge Platz und muss sich keine Decke teilen.
Nachdem wir eingezogen sind, fahren wir noch Richtung Altstadt. Ein Parkplatz mit einem ziemlich merkwürdigen Parkwächter, dessen angebliches Englisch keine Sau verstand, wollte 20 Dollar für 10 Stunden. Für drei Stunden hatte er nichts im Angebot. Also sind wir wieder gefahren und haben zwei Straßen weiter einen Parkplatz am Straßenrand mit Parkscheinautomat gefunden. Da kostete der Spaß dann 8 Dollar für zwei Stunden.
Die Altstadt ist ganz nett, aber hier sehen wir das erste Mal Obdachlose. Nach zwei Tagen Tadoussac sind wir etwas überfordert. Die Häuser sind echt alt und überall Läden mit Souvenirs, aber auch Kunsthandwerk. Das Highlight war ein freundlicher älterer Herr, der leider nur französisch verstand, aber prompt sein Handy mit Übersetzer hervorholte und uns reinsprechen ließ. So kamen wir dann zum Ziel – sehr schön. Es ist übrigens nicht so, dass die Franko-Kanadier auf ihr Französisch bestehen. Sobald sie merken, dass man als Tourist aus dem fernen Europa unterwegs ist, sind die meisten Leute sehr nett und bemüht. Überhaupt sind die Kanadier deutlich entspannter unterwegs.
Das drückend warme Wetter schlug dann etwas um und bevor Gewitter aufzogen, machten wir uns wieder auf ins Hotel. Dort gönnten wir uns im Bistro das Abendessern – ein wirklich leckerer Burger und ein Ceasar Salad. Sehr gut. Dazu alkoholfreies Heinecken und ein Canadian Lager. Mit 12 Dollar Tip waren wir dann 79 Dollar los. Hat sich aber gelohnt. Ohnehin klingt der kanadische Dollar immer viel teurer. In Euro waren es dann 54,40. Für ein gutes Hotel in einer Metropole ganz ok.
Den Abend lassen wir auf dem Zimmer ausklingen und werden morgen früh bei einem leckeren Keurig den Tag planen.
Tag 9 – Montreal Olympia Park und Botanischer Garten
Wahnsinn! Schon Tag Neun. Es regnet. Gut für die Waldbrände, denn im Algonquin Park brennt es. Aber weit ab von unserer Route und die Feuer sind soweit unter Kontrolle. Heute steht erstmal Montreal auf dem Programm. Da es regnet machen wir uns nach einem Kreurig auf in Richtung Olympia Park. Dort sind nach den Olympischen Sommerspielen 1976 schöne Museen entstanden. Wir entscheiden uns für den Biodome. Das ist indoor und wurde bei den Olympischen Spielen als Velodrom für Radrennen genutzt. Nun ist es ein biologisch geführter Zoo, der fünf Klimazonen präsentiert. Es war recht voll und laut, weil viele Schulklassen und Kindergärten mit am Start waren. Nichts desto Trotz war es gelungen und interessant. Wir aßen dort auch zu Mittag und als wir fertig waren, war das Wetter halbwegs trocken.
Deshalb besuchten wir den nahegelegenen botanischen Garten. Der ist riesig und beinhaltet verschiedene Themengärten – Japan, China, First Nations, Alpen, Schatten und einiges mehr. Zudem sind viele Vögel dort unterwegs, die es hier nicht gibt. Und Hörnchen. Hier zahlte sich das schwere 600 mm Objektiv wieder aus. Entsprechend lang waren wir unterwegs und erst nach 17 Uhr im Hotel.
Den Abend lassen wir ruhig mit Chips und Pepsi ausklingen. Morgen werden wir bei der Abreise noch einen Abstecher zum Mont Royal machen und dann Richtung Ottawa aufbrechen.