Mit dem Wohnmobil zum Nordkap

Nachdem unsere erste Tour in den Süden  Norwegens so erfolgreich verlaufen war, fassten wir drei Jahre später – im Jahre des Herrn 2013 – erneut den Entschluss, nun zu einer  wirklich großen Tour aufzubrechen. Wir hatten bei der ersten Tour weder Rentiere noch Elche gesehen und das sollte sich ändern. Zudem wollten mein Vater und ich immer schon zum Nordkap. Also ging es Anfang August mit einem neueren Wohnmobil wieder los.

Mit neuem Gefährt zu neuen Ufern

Unser altehrwürdiges Wohnmobil der ersten Tour wurde zwischenzeitlich durch ein immer noch altes, aber deutlich komfortableres Gerät ersetzt. Mit fest eingebauten Etagenbetten und einem Bad im Heck ließ der Komfort keine Wünsche offen – aber seht selbst.

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Tag 1 - 450 km - Von Wuppertal nach Travemünde

Unsere erste Etappe führte uns nach Travemünde, denn im Gegensatz zur ersten Tour wollten wir dieses Mal die große Fähre nach Schweden nehmen. Vom Preis her war das in etwa identisch mit Sprit und Maut für die Fahrt über die Öresundbrücke, dafür aber viel entspannter.
Nur der Stellplatz in Travemünde war ein Witz. Er lag zwar direkt am Fischereihafen in bester Lage, aber Container als Sanitäreinrichtung – Mann o Mann. Aber für eine Nacht war es ok. Dafür war die Promenade und das Abendessen auf einem Restaurantschiff der Hammer. Den Stellplatz scheint es nicht mehr zu geben. Gut so!

Tag 2 - rund 420 km - Von Travemünde nach Trelleborg entspannt mit der Peter Pan

Wir würden noch lange genug im Wohnmobil sitzen – deshalb war der Gedanke an eine entspannte Seereise einfach zu reizvoll. Außerdem kannten wir den Weg über die Öresundbrücke schon von unserer ersten Tour. Preislich unterschieden sich bei Hinzurechnung aller Kosten die Varianten kaum. Also buchten wir eine Fährpassage mit TT-Line nach Trelleborg in Schweden. Es folgten einige Stunden entspannter Seereise mit der Peter Pan.
In Schweden empfing uns dann super Wetter, kein üseliger Campingplatz, sondern ein 1 A Platz in Höör. Mit WLAN und schön still. Abendessen gab es im Freien vor dem Wohnmobil.  Die Fährüberfahrt war ruhig – eigentlich schon zu ruhig. Kein Seegang. Geradezu langweilig. Sonnenbrand inklusive. Trotz Creme – zumindest bei einem.
Morgen soll es Richtung Stockholm gehen. Das sind über 500 Kilometer. Mal sehen, wie weit wir kommen.

Tag 3 und 4 - 552 km - Stockholm

Um in Skandinavien in den hohen Norden zu kommen, reist man sinnvollerweise durch Schweden. Dort sind Autobahnen und Schnellstraßen ausreichend vorhanden und man kann Kilometer machen. Wir erreichten am Abend des dritten Tages Flottsbro Camping. Uns war schnell klar, dass wir hier wieder schnell weg wollen. An sich schön gelegen, waren Duschen und Toiletten – zumindest im Jahr 2013 – viel zu wenige vorhanden.
So brachen wir am Morgen des vierten Tages früh auf und steuerten Bredäng Camping Stockholm an. Schon ruhig gelegen, die Hochbahn ist fußläufig zu erreichen. Von dort kann man sehr schön mitten ins Herz von Stockholm fahren. Wir besichtigten die sehenswerte Altstadt Gamla Stan, konnten noch einen Teil der Wachablösung am königlichen Stadtschloss miterleben und aßen – wo auch sonst – Pizza beim schwedischen Italiener. Stockholm ist wirklich eine tolle Stadt, wunderschön gelegen. Da will ich unbedingt nochmal hin. Irgendwann. 

Tag 5 und 6 - 814 km - Weiter Richtung Norden. Hilfe! Eine Panne!

Früh waren wir wieder auf der Straße. Es ist weit bis zum Nordkap. Die erste Etappe an Tag 5 sollte und rund 320 Kilomter die Küste entlang zu einem schönen Campingplatz am Meer bringen. Unterwegs bemerkten wir bei einer Pause, dass unser Wohnmobil leckte. Offensichtlich verloren wir im Motorraum Flüssigkeit, die sich durch den Keilriemen schön verteilte. Das genaue Leck haben wir nicht wirklich finden können. Aber soviel vorweg – die Karre hielt. Trotzdem konnten wir den Halt an einem wirklich schönen Platz nicht genießen. Den Namen habe ich auch prompt vergessen.
Dafür erreichten wir an Tag 6 einen tollen Platz – Byske Havsbad. Viele Schweden machen hier Urlaub, der Platz hat eine tolle Infrastruktur und liegt sehr schön an der Küste. Hier stockten wir die Vorräte auf, genossen unser deutsches Bier aus Plastikflaschen und wollten am nächsten Tag den Polarkreis überqueren.

Tag 7 - 310 km - Über den Polarkreis

Ein Erlebnis der besonderen Art ist die Überquerung des Polarkreises. So wunderte es auch nicht, dass der Polarkreis – oder ein Ort in der Nähe – touristisch aufgepimpt war. Wir stoppten kurz für das obligatorische Foto und fuhren dann weiter zu einem Stellplatz, der sich als echter Geheimtipp entpuppte. Pajala Camping war im Reiseführer so gut wie nicht erwähnt. Ein sehr netter Gastgeber, ein wirklich kleiner aber feiner Platz und Ruhe bis spät in die helle Nacht. Wir saßen lange noch im T-Shirt vor dem Wohnmobil – nördlich des Polarkreises. Toll!
Dieser kleine Platz war für mich eines der stillen Highlights.
Von Mücken übrigens, vor denen uns eigentlich alle vor der Reise eindringlich gewarnt hatten, war auch hier nichts zu spüren. Aber keine Sorge, Mücken sind in Skandinavien nicht ausgestorben. Wir haben später noch einige gefunden. 

Tag 8 - 275 km - Kautokeino

Von Pajala ging es weiter Richtung Norden. Vor Jahren hatte ich von meiner Großtante einen Brieföffner aus Kautokeino geschenkt bekommen. Es lag fast auf dem Weg, also fuhren wir hin. Ein Stück führt durch Finnland, bis man dann endlich in Norwegen ankommt. Die Wege werden einsamer und abenteuerlicher. Einen Teil Schotterpiste und Wildnis. Mittendrin ein finnischer Handelsposten, an welchem man Felle und Souvenirs kaufen kann. Eine Samenhandlung, wie meine Großtante immer in Anspielung auf die Ureinwohner sagte.
Der Campingplatz war ein weiteres Highlight der Reise. Obwohl – nicht wirklich der Platz, aber das Zelt und das abendliche Beisammensein der unterschiedlichsten Gäste. Es gab Kaffee aus einer Eisenkanne über dem Lagerfeuer, wir saßen auf Rentierfellen und unterhielten uns in Englisch, Deutsch, Niederländisch – es war großartig. Auf dem Weg zum Wohnmobil dann endlich auch Mücken – geht doch!

Tag 9 - rund 300 km - letzter Halt vorm Nordkap

Man fährt sich echt einen Wolf. Bis zum Nordkap haben wir es nicht geschafft. 300 Kilometer dauern fast einen ganzen Tag. Man fährt stundenlang an einer spektakulären Küste entlang und nimmt jede Falte mit. Wir machen Halt in Repvag, mitten im Nirgendwo. Morgen werden wir dann das Nordkap erreichen. 
Repvag Camping ist ein sehr einfacher, aber sauberer Platz. Rau und schön ist die umgebende Natur. Mittlerweile laufen überall Rentiere herum. Bei Anblick unseres ersten Rentieres hielten wir noch an – mittlerweile sind sie so normal, wie bei uns Kühe auf der Weide. Aber Rentiere sind blöd, wirklich saublöd. Man muss höllisch aufpassen. Selbst wenn sie grasend mit dem Hintern zur Straße stehen, drehen sie sich plötzlich um und rennen vor das Wohnmobil.
Elche schauen im Übrigen auch erst, ob frei ist, wenn sie gute Sicht mitten auf der Straße haben. Allerdings sind die wirklich Mangelware, zumindest was unsere bisherigen Reisen anging.

Tag 10 - 85 km - Endlich am Nordkap

Noch rund 85 Kilomter die E69 lang. Eine Stunde und 20 Minuten Fahrt, dann endlich: Das Nordkap – der nördlichste Punkt von Festland-Europa!
Stimmt alles nicht. Es liegt auf einer Insel, die man per Tunnel erreicht. Und der nördlichste Punkt ist etwas weiter westlich auf einer Landzunge – siehe Bild. Aber egal! Waren wir hunderte Kilometer durch die rauhe Schönheit Norwegens gefahren, sind wir hier im Touristenzentrum Nordkap gelandet. Das ist sowas von touristisch erschlossen. Es gibt nicht nur die bekannte Kugel, sondern eine helle Steinhalle mit Glasfront & Globus auf der Spitze sowie eine Grotte, einen Kinosaal, Bars & Restaurants und letztlich die Nordkaphalle mit Museum. Als wir am frühen Vormittag ankamen, war es tatsächlich leer. Im Restaurant zu Mittag waren wir allein und gönnten uns Elchfrikadellen mit Gemüse. Vom Stil her gleicht das Restaurant einer Kantine oder Ikea, aber der Blick auf den Nordkap Globus – den bekommt man in keiner Kantine der Welt.
Das Ticket – man kauft es bei Einfahrt an einer Mautstation – berechtigt zum 24 Stunden Aufenthalt. Also kann man eine Nacht mit dem Wohnmobil bleiben. Wir sind allerdings nach ein paar Stunden wieder gefahren. Just in dem Moment, als Busse die ersten Kreuzfahrer brachten. 

Tag 10 - 236 km - weiter nach Alta

Die Nacht verbrachten wir nicht am Nordkap. Wir starteten den Weg gen Süden und kamen bis Wisloffs Camping in Alta. Der dortige Campingplatz war wieder sehr gut. Die ältere Dame am Empfang sprach sogar ein wenig deutsch. Sehr nett. Der Platz war groß. sauber und sehr gepflegt. Doch lange bleiben konnten wir nicht. Bis Andenes auf den Vesteralen waren es noch zwei Tage Fahrt.

Tag 11 und 12 - 724 km - Walsafari in Andenes

Eineinhalb Tage benötigten wir für 724 Kilometer bis zur Insel Andoya. Zwischenstation machen wir in Tennevoll auf dem Campingplatz Lapphaugen Turiststasjon. Gegen Mittag des 12. Tages erreichten wir das letzte Ziel unserer Tour – Andenes. Die Lofoten werden wir nicht mehr schaffen. Die Zeit läuft uns davon.
Die Walsafari war dann der Hammer und das absolute Highlight der Reise. Nicht billig – 85 Euro mussten wir 2013 pro Person hinlegen – aber jeden Cent wert! Pottwale gibt es vor Andenes zu sehen. Der Anbieter gibt eine Walgarantie. Sieht man keine, darf man am nächsten Tag nochmal umsonst mit.
Wir hatten unglaubliches Glück – sowohl mit dem Wetter als auch mit den Walen. Dazu kam dann noch, dass die Wale statt wie am Vortag im Fjord, viel lieber auf offener See unterwegs waren. Es dauerte tatsächlich drei Stunden, bis wir die Wale gefunden hatten. Das Boot ist mit Unterwassermikrofonen ausgestattet und kann so die Wale ziemlich genau orten. Nachdem der erste Wal nach einigen Minuten wieder abtauchte, warteten wir noch dreimal auf ein erneutes Auftauchen. Insgesamt hat die Tour über fünf Stunden gedauert. Start war um 16 Uhr und erst nach 21 Uhr waren wir wieder im Hafen. Das war genau so ungewöhnlich wie auch das super Wetter. Nach Auskunft der Leiter war das einer der Top 15 Tage im Jahr – sowohl Wetter auch die Beobachtungen so nah am Schiff bei so ruhiger See. Was die halt für ruhige See halten – Kotztüten wurden einige verteilt – das Schiff ging ordentlich auf und ab. Ohne Festhalten konnte man nicht auf Deck stehen. Trotzdem sind die Fotos und auch die Videos was geworden.
Nach der Safari haben wir dann Stave Camping angefahren. Ein schöner Campingplatz direkt am Meer. Schneeweißer Strand und Hot-Pools – kleine Hügel mit warmen Bädern oben drauf – sehen wie kleine Vulkane aus. Einziges Manko: Nur eine Dusche je Geschlecht und Schuhverbot im Sanitärbereich. Also Klo ohne Schuhe. Das ist für einen ansonsten schönen Platz nicht angebracht. 

Tage 13 bis 18 - 2838 km - der Rückweg

Der Rückweg von Andenes Richtung Wuppertal ist lang, dafür aber landschaftlich spektakulär. Die erste Etappe (342 km in mehr als 6 Stunden) führt uns nach Fauske. Der gute Campingplatz liegt direkt an der E6. Während der Rast an einem Fjord schaute ein Fischotter vorbei – leider zu schnell für mich und die Kamera. Elche haben wir ebenfalls kurz  gesehen. Eine Elchkuh samt Kalb beobachtete eine Baustelle.
Etappe 2 brachte uns nach Trones. Diesmal schafften wir in vergleichbarer Zeit rund 405 Kilometer. Der Campingplatz am Namsskogan Familienpark ist groß und gut. Der Satellitenempfang hingegen war schlecht, die Sportschau fiel aus.
Am dritten Tag der Rückreise streiften wir den Dovrefjell Nationalpark. Es regnete in Strömen, aber die E6 kletterte bis auf 1100 Meter Höhe. Oberhalb der Baumgrenze haben die dort lebenden wilden Moschusochsen eigentlich nichts zum Verstecken. Es gelang ihnen trotzdem. Station machen wir am altbekannten Vollheim Camping. Dort waren wir auch bei unserer ersten Tour. Wir hatten weitere 461 Kilometer geschafft.
Nun ging es auf bekannten Pfaden Richtung Heimat. Nach 519 Kilometern erreichten wir den Vier Sterne Platz Havsten Resort in Schweden. Ein wirklich schöner Platz nordwestlich von Udevalla.
Die vorletzte Etappe führte uns dann nach 587 Kilometern zurück nach Deutschland. Diesmal nahmen wir den Weg über die Öresundbrücke und setzten von Rödby nach Puttgarden mit der Fähre über. Die Nacht verbrachten wir auf Fehmarn wieder auf dem Campingplatz Klausdorfer Strand mit seinem sehr guten Restaurant.
Nach 18 Tagen und 524 weiteren Kilometern ging unsere Reise am 21. August 2013 zu Ende.
Es war eine tolle Zeit, ein Wahnsinnserlebnis und die letzte Reise, die wir zu Dritt als drei Generationen.  unternahmen. Mittlerweile ist das Wohnmobil verkauft.
Obwohl – in Kanada waren wir auch noch nicht…

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